Oberbreitenau

Zauberwald – Wolf und Bär hausen im Zauberwald auf der Oberbreitenau

Im September 2008 entstand auf der Oberbreitenau ein Zauberwald. Bäume wie in diesem Wald gibt es auch im waldreichen Bayerischen Wald kein zweites mal zu finden: Die Stämme sind fest im Boden verwurzelt doch Blätter oder Nadeln sucht man vergebens, denn Anstelle von Ästen und Zweigen ,,wachsen“ aus den Baumstämmen kunstvolle Skulpturen. Baum-stümpfe werden zum Bären, Kranich, Schwammerl, Auerhahn, Specht oder zum Gesicht von Rübezahl.

Mehr als 60 Ehrengäste und Wanderer waren bei der offiziellen Eröffnung des Zauberwaldes dabei. Die Forstwirtschaftsmeister Harald Neumann und Michael Ebner, ihre Auszubildenden und Hobby-Schnitzer Michael Krampfl aus Großbärnbach haben sich allerhand einfallen lassen um die Besucher des Zauberwaldes zu begeistern. Etwa 30 Bäume, vor allem Fichten, im Staatsforst nahe des Landshuter Hauses haben sie in sehenswerte Holz-Skulpturen ver-wandelt. Mit ihren Motorsägen schufen sie Eichhörnchen und Elefanten, Figuren- und auch das Logo der Bayerischen Staatsforsten. Die Besucher staunten bei einem Rundgang durch den Zauberwald nicht schlecht über die detailgetreue Arbeit der Forstfachleute, Forstwirt-schaftsmeister Harald Neumann erklärte die Figuren und Forstwirtschaftsmeister Michael Ebner zeigte den Besuchern mit seiner Motorsäge wie ein Baumstamm zum edlen Kranich wird.
Helmut Wengler, Leiter des Forstreviers Rusel, der die Idee für den Zauberwald hatte, sagte sie möchten damit zeigen das der Wald mehr ist als eine Wirtschaftsquelle und Forstarbeit viel mehr bedeutet als Bäume umzusägen. Der Zauberwald soll immer weiter wachsen, Wanderer erfreuen und als Veranstaltungsort genutzt werden. Auf der so genannten ,,Bä-renlichtung“ ist beispielsweise ein Zelt für Freiluftaufführungen geplant. Helmut Wengler bedankte sich auch bei den Künstlern. ,,Es ist erstaunlich welche verborgenen Talente in vielen schlummern“, lobte er.

Großes Lob gab es bei der Eröffnung auch von Jürgen Völkl, Leiter des Forstbetriebs Boden-mais, Landrat Heinz Wölfl, Bürgermeister Walter Nirschl und den ersten Besuchern. ,,Der Zauberwald ist eine hervorragende Idee und wird Anziehungspunkt für Touristen, Wanderer und Familien mit Kindern werden“, sagte Heinz Wölfl. ,, Der mystische Zauberwald bietet jedem die Möglichkeit, dem Alltagsleben zu entfliehen“, meinte auch Bürgermeister Walter Nirschl. Pfarradministrator Christopher Fuchs betonte, dass der Mensch durch Projekte wie den Zauberwald wieder einen anderer Zugang zur Natur bekomme. ,,Natur und Kunst gehen hier eine gelungene Symbiose ein“, so Fuchs.
Eine Wanderung auf die Oberbreitenau lohnt sich nicht nur wegen des Zauberwaldes. ,,Wenige Meter neben den Holz-Skulpturen wurde in den vergangenen Jahren Zug um Zug ein hochsensibler Feuchtbereich wieder zum Leben erweckt“, erklärte Helmut Wengler. Es entsteht wieder eine Moorlandschaft. Gemeinde, Forstrevier und Wald-Verein arbeiten bei dem Projekt Hand in Hand. Nach und nach wurde der Bereich auf der 1030 Meter hoch ge-legenen Oberbreitenau renaturiert. ,,Mehr als 8000 Festmeter nicht standortgerechter Fichte haben den Naturraum verlassen. Das Hochmoor ist ein Relikt aus der Eiszeit und gehört zu den bedeutendsten Moorgebieten im vorderen Bayerischen Wald“, erklärte Helmut Wengler. Allein die Gemeinde Bischofsmais investierte in den vergangenen zehn Jahren gut 30 000 Euro. ,,Hier können Wanderer und Langläufer jetzt ein Kleinod der Natur bewundern“, betonte Nirschl.

Mit Hilfe eines Holzplankenstegs kommen Wanderer und Naturfreunde trockenen Fußes durch das Moor. ,,Dieser Steg ist mittlerweile zu einem naturwissen-schaftlichen und touristischen Glanzpunkt geworden“, meinte Helmut Wengler.

Das verlassene Dorf

Bereits 1.585 ließ ein Degenberger Burgherr diese Hochfläche roden und besiedeln. Mitte des vorigen Jahrhunderts wohnten noch 80 Leute auf dieser über 1.000 m hohen Ebene den Kampf mit der Abgeschiedenheit, mit rauem Wetter und kargem Boden. Nur Hafer, Kartoffeln und Weißrüben gediehen auf der Oberbreitenau, und die Ernte wurde oft eingeschneit. Der Bayerische Staat kaufte in den zwanziger Jahren die verlassenen Anwesen, die nun bis auf die Grundmauern verfielen.

Aus dem „Greilbauernhaus“, als letztes 1925 verkauft, entstammte immerhin der Professor Dr. Franz Xaver Greil, Abgeordneter des Bayerischen Landtages und des Deutschen Reichtages. Aus diesem Anwesen entstand ei Bergunterkunftshaus unter Bezeichnung „Landshuter Haus“. Es fiel im September 1965 einem Brand zum Opfer, wurde jedoch 1968 als Jugendherberge mit Gasthaus wieder eröffnet.

Interessant ist die Oberbreitenau auch für die Botaniker und Geologen. Die durch Quellen entstandene Hochmoorfläche ist ein botanisches Exkursionsgebiet. An der Spitze der seltenen Pflanzen steht das Karlszepter. Streng geschützt sind auch der blassgelbe Fingerhut, Knabenkraut und Arnika. An typischen Hochmoorpflanzen wachsen Rauschbeere und Moosbeere, Wollgras, Fettgras und Sonnentau. Das der heutigen Bergrücken den Unterbau eines einst mächtigen Gebirges darstellt, beweisen die sehr alten Gneisgranite.

Zu besichtigen sind heute noch die Grundmauern der damaligen Höfe sowie das neuerbaute „Landshuter Haus“, das gerne als Rastplatz bei der Wanderung durch die Oberbreitenau genutzt wird.
Ein Geheft über die Geschichte der Oberbreitenau – und damit exemplarisch über die Geschichte der Besiedelung des Bayerischen Waldes – kann man im Verkehrsamt erwerben. Geschrieben wurde es von Karl Gundermann, einem profunden Kenner der Bischofsmaiser Geschichte.

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